Wieso gehen Spechte an Fassaden?
Spechte sind dafür bekannt, mit ihrem Schnabel Baumstämme zu bearbeiten, um Nahrung zu finden oder Höhlen für ihre Brut zu schaffen. Doch immer häufiger beschädigen sie auch Hausfassaden - insbesondere solche mit Wärmedämm-Verbundsystemen (WDVS). Aber warum hacken Spechte überhaupt in Fassaden?
Ein wesentlicher Grund ist die Verwechslung mit Baumrinde. Viele moderne Fassaden haben einen rauen, körnigen Putz, der für Spechte einer natürlichen Baumrinde ähnelt. Besonders stark betroffen sind Häuser mit strukturierten Oberflächen, die den Vögeln wie potenzielle Brutplätze erscheinen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist der hohle Klang der Dämmung. Beim Klopfen gegen die Fassade entsteht ein ähnliches Geräusch wie bei morschem Holz, was Spechte dazu veranlasst, weiterzuhacken. Sie glauben, einen geeigneten Platz für eine Höhle gefunden zu haben, oder vermuten dahinter Insekten als Nahrungsquelle.
Haben Spechte eine geeignete Stelle entdeckt, hacken sie zunächst ein großes Loch, das als Brutplatz dienen soll. Doch oft bleibt es nicht dabei – weitere Löcher entstehen in der Umgebung der Höhle. Dieses Verhalten dient dazu, Weibchen anzulocken. Daher kommt ein Spechtloch meist nie alleine.
Spechtschäden beheben: So setzen Sie Ihre Fassade instand
Wenn Spechte Löcher in Ihre Fassade gehackt haben, sollten Sie schnell handeln, um größere Schäden zu vermeiden. Besonders betroffen sind Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS), da der weiche Dämmstoff hinter dem Putz den Vögeln ideale Bedingungen für das Hacken bietet. Durch die entstandenen Öffnungen kann Feuchtigkeit in die Dämmung eindringen, was langfristig zu Schimmelbildung, abplatzendem Putz und einer verminderten Dämmwirkung führen kann.
1. Schaden begutachten
Bevor Sie mit der Reparatur beginnen, sollten Sie das Ausmaß der Schäden genau prüfen. Entfernen Sie loses Dämmmaterial und kontrollieren Sie, ob sich Feuchtigkeit oder Schimmel gebildet hat. Falls das Loch von einem Specht als Brutplatz genutzt wurde, stellen Sie sicher, dass sich keine Tiere mehr darin befinden.
2. Dämmstoff auffüllen
Sobald die beschädigte Stelle freigelegt ist, muss der Dämmstoff wieder aufgefüllt werden. Schneiden Sie passende Stücke aus dem vorhandenen Dämmmaterial zurecht und drücken Sie diese fest in das Loch. Achten Sie darauf, dass das Material nicht übersteht. Mit dem Cuttermesser können sie überstehende Dämmstoffstücke abschneiden, damit die neu verschlossene Stelle nach dem Ausfüllen mit Dämmstoff eine Vertiefung von ca. 1 - 2cm bildet.
3. Fassade verspachteln und strukturieren
Die Vertiefung wird anschließend mit Fassadenspachtelmasse aufgefüllt. Nach dem Trocknen sollte nur noch eine minimale Vertiefung von 2 - 3mm vorhanden sein, damit der abschließende Oberputz gut haftet. Um die ursprüngliche Struktur der Fassade wiederherzustellen, kann entweder passender Oberputz oder Strukturacryl verwendet werden. Mit einem kleinen Pinsel und etwas Wasser lässt sich die Oberfläche an die Umgebung anpassen.
4. Farbangleichung und Schutzmaßnahmen
Nach vollständiger Trocknung wird die ausgebesserte Stelle mit der passenden Fassadenfarbe überstrichen. Um zukünftige Schäden zu verhindern, sollten vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden. Spechte lassen sich oft durch reflektierende Bänder, Windspiele oder Raubvogel-Attrappen abschrecken.
Indem Sie schnell reagieren und die Fassade fachgerecht reparieren, vermeiden Sie größere Schäden und erhalten die Dämmwirkung Ihres Hauses.
Zahlt die Versicherung bei Spechtschäden?
Spechte können an Fassaden erhebliche Schäden verursachen. Doch wer kommt für die Reparaturkosten auf? Viele Hausbesitzer stellen sich die Frage, ob ihre Gebäudeversicherung für Spechtschäden aufkommt. Die Antwort darauf ist leider meist ernüchternd.
In den meisten Fällen sind Schäden durch Tiere – insbesondere durch Vögel – in den allgemeinen Versicherungsbedingungen ausgeschlossen. Standard-Gebäudeversicherungen decken in der Regel nur Schäden durch Feuer, Leitungswasser, Sturm, Hagel oder Einbruch ab. Auch wenn Spechte die Fassade massiv beschädigen und dadurch weitere Folgeschäden drohen, sind solche Fälle meist nicht versichert.
Einige Versicherer bieten erweiterte Policen oder Zusatzbausteine an, die Schäden durch Tiere einschließen. Allerdings sind Spechte häufig explizit ausgenommen. Es lohnt sich, die Versicherungsbedingungen genau zu prüfen oder sich direkt bei der Versicherung zu erkundigen, ob eine Erweiterung des Schutzes möglich ist.
Spechte vertreiben oder nicht? Wichtige Infos zum Vogelschutz
Wenn Spechte Löcher in Fassaden hacken, kann das für Hausbesitzer ärgerlich und kostspielig sein. Doch bevor Maßnahmen zur Vergrämung oder Reparatur ergriffen werden, sollten die geltenden Naturschutzbestimmungen beachtet werden. Spechte stehen in Deutschland unter Schutz, und nicht jede Maßnahme ist erlaubt.
Ja, Spechte gehören zu den besonders geschützten Vogelarten gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG). Das bedeutet, dass es verboten ist, die Tiere während der Brutzeit (März bis August) zu stören oder ihre Nester zu entfernen. Solange Spechte oder andere Vögel die Löcher zum Brüten nutzen, dürfen diese nicht verschlossen werden. Daher kann es notwendig sein, mehrere Monate zu warten, bevor eine Reparatur möglich ist. Vor dem Verschließen sollte unbedingt geprüft werden, ob sich noch Tiere darin befinden.
Vorbeugen statt reparieren: So schützen Sie Ihre Fassade vor Spechten
Am effektivsten ist es, Spechte gar nicht erst an der Fassade arbeiten zu lassen. Sobald erste Anzeichen für ihr Klopfen erkennbar sind, sollten Maßnahmen ergriffen werden, um sie zu vertreiben. Durch frühzeitige Abschreckung lassen sich größere Schäden und kostspielige Reparaturen vermeiden.
Um Spechte daran zu hindern, Löcher in die Fassade zu hacken, können verschiedene vorbeugende Maßnahmen getroffen werden:
Optische Abschreckung:
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Glänzende und bewegliche Objekte wie reflektierende Bänder, CDs, Windspiele oder Aluminiumstreifen können Spechte irritieren und vertreiben.
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Raubvogel-Attrappen, wie Eulen- oder Falkenfiguren, können kurzfristig helfen, verlieren aber mit der Zeit ihre Wirkung, wenn sie sich nicht bewegen.
Akustische Störungen:
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Spechte reagieren empfindlich auf plötzliche Geräusche. Bewegungsmelder mit akustischen Signalen oder spezielle Ultraschallgeräte können sie abschrecken.
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Klopfgeräusche oder laute Töne können ebenfalls helfen, müssen jedoch regelmäßig variiert werden, damit sich die Vögel nicht daran gewöhnen.
Bauliche Maßnahmen:
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Fassaden mit besonders rauem Putz können mit einer zusätzlichen Schutzschicht aus glatten Platten, Metall oder Holzverkleidungen versehen werden, um den Spechten das Hacken zu erschweren.
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In besonders gefährdeten Bereichen kann ein engmaschiges Netz oder Drahtgitter angebracht werden, um den Zugang zur Fassade zu blockieren.