Die Auswahl der passenden Wandfarbe beeinflusst nicht nur die Raumästhetik, sondern hat auch funktionale Auswirkungen auf Raumklima, Schimmelresistenz, Reinigungsfähigkeit und sogar auf die Wohngesundheit. Abhängig von Untergrund, Beanspruchung und Nutzung sollte die Farbwahl gut überlegt sein.
Wir stellen die gängigsten Farbtypen für Innenwände vor inklusive Vorteile, Nachteile und passender Werkzeuge.
1. Dispersionsfarbe - Der vielseitige Standard
Dispersionsfarben zählen zu den beliebtesten und meistverkauften Innenfarben. Sie bestehen hauptsächlich aus Kunstharz als Bindemittel, Wasser, Pigmenten und Füllstoffen.
Dank ihrer einfachen Handhabung und günstigen Preise eignen sie sich hervorragend für nahezu alle Wohnbereiche. Die Farbe bildet eine robuste, aber nicht atmungsaktive Schicht auf der Wand.
Je nach Qualitätsstufe unterscheiden sich Deckkraft, Nassabriebbeständigkeit und Emissionseigenschaften erheblich. Moderne Premium-Dispersionsfarben sind oft emissionsarm und konservierungsmittelfrei.
Vorteile:
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Universell einsetzbar
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Gute Deckkraft und leicht zu verarbeiten
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In vielen Farbtönen und Glanzgraden erhältlich
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Relativ schnelle Trocknung
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Ideal für Heimwerker und große Flächen
Nachteile:
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Geringe Dampfdurchlässigkeit (nicht atmungsaktiv)
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Günstige Varianten enthalten oft Konservierungsmittel
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Kann in feuchten Räumen Schimmelbildung begünstigen
Empfohlene Werkzeuge:
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Mittel- bis langflorige Farbrollen für glatte bis strukturierte Wände
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Flachpinsel oder Heizkörperpinsel für Kanten und Ecken
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Farbwanne, Teleskopstange, Abdeckfolie und hochwertiges Malerkrepp (Goldband)
2. Silikatfarbe - Der mineralische Profi für Altbauten und feuchte Räume
Silikatfarben basieren auf Kaliwasserglas als Bindemittel. Durch eine sogenannte „Verkieselung“ geht die Farbe eine chemische Verbindung mit dem Untergrund ein.
Das Ergebnis ist eine hochdiffusionsoffene, dauerhaft haftende Schicht. Wegen ihrer Alkalität wirkt Silikatfarbe von Natur aus schimmelhemmend.
Sie ist vor allem im Altbau, in der Denkmalpflege oder bei ökologischen Sanierungen beliebt. Geeignet ist sie ausschließlich für mineralische Untergründe wie Putz, Beton oder Ziegel. Auf Gipskarton oder Tapeten haftet sie nicht.
Vorteile:
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Extrem diffusionsoffen (atmungsaktiv)
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Schimmelresistent durch hohe Alkalität
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Sehr langlebig und UV-beständig
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Ideal für Altbau und Denkmalpflege
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Emissionsfrei und umweltfreundlich
Nachteile:
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Nur auf mineralischen Untergründen anwendbar
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Ätzend / Schutzmaßnahmen erforderlich
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Verarbeitung erfordert Erfahrung und Sorgfalt
Empfohlene Werkzeuge:
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Quast oder Streichbürste für traditionelle mineralische Optik
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Naturborstenpinsel für Detailbereiche
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Goldband mit hohem Klebehalt, Schutzkleidung, Schutzbrille
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Bei größeren Projekten: Airless-Spritzgerät
3. Kalkfarbe - Natürlich, ökologisch und raumklimafreundlich
Kalkfarben gehören zu den ältesten Anstrichmitteln der Welt und erleben im Zuge des ökologischen Bauens ein echtes Comeback. Sie bestehen aus Sumpfkalk (gelöschtem Kalk), Wasser und Pigmenten ohne synthetische Zusätze.
Die Farbe wirkt feuchtigkeitsregulierend, ist stark alkalisch und damit auf natürliche Weise schimmelhemmend.
Sie eignet sich besonders für Innenräume mit hoher Luftfeuchtigkeit sowie für Allergiker oder Menschen mit empfindlichen Atemwegen. In Kombination mit Lehmputz oder Naturbaustoffen entsteht ein besonders gesundes Wohnklima.
Vorteile:
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100 % natürlich, ohne Schadstoffe
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Hoch diffusionsoffen / reguliert Feuchtigkeit
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Schimmelhemmend durch hohen pH-Wert
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Ideal für Allergiker und ökologische Bauweisen
Nachteile:
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Geringe Abriebfestigkeit (nicht scheuerbeständig)
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Kann bei Berührung leicht kreiden
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Verarbeitung setzt gewisse Erfahrung voraus
Empfohlene Werkzeuge:
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Kalkbürste oder Quast für authentischen Auftrag
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Ringpinsel aus Naturborsten für Ecken und Kanten
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Goldband mit hoher Nassklebekraft
4. Dispersionssilikatfarbe - Die moderne Hybridlösung
Dispersionssilikatfarben verbinden die bauphysikalischen Vorteile klassischer Silikatfarbe mit der Verarbeitungsfreundlichkeit von Dispersionsfarbe. Sie enthalten sowohl Kaliwasserglas als auch Kunstharz als Bindemittel und sind dadurch auch auf nicht-mineralischen Untergründen einsetzbar.
Sie eignen sich hervorragend für Renovierungen, bei denen sowohl alte Dispersion als auch mineralischer Putz vorhanden ist. Durch ihren teilweisen Mineralanteil bleiben sie relativ diffusionsoffen, sind jedoch robuster als reine Silikatfarben.
Vorteile:
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Gute Haftung auf vielen Untergründen
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Diffusionsoffener als reine Dispersionsfarben
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Schimmelhemmend und langlebig
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Einfacher zu verarbeiten als reine Silikatfarbe
Nachteile:
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Teurer als Standard-Dispersionsfarben
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Nicht vollständig mineralisch
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Je nach Hersteller variiert die Atmungsaktivität stark
Empfohlene Werkzeuge:
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Langflorrollen für leicht strukturierte Oberflächen
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Pinsel für Randbereiche und Ecken
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Bei Altbauten: Vorab Haftbrücke prüfen
5. Latexfarbe - Extrem widerstandsfähig und abwaschbar
Latexfarben basieren heute nicht mehr auf natürlichem Latex, sondern auf synthetischen Kunstharzen. Sie erzeugen eine glatte, wasserabweisende Oberfläche, die besonders strapazierfähig ist.
Ideal für stark beanspruchte Wände, wie in Fluren, Treppenhäusern oder Küchen. Latexfarben gibt es in verschiedenen Glanzgraden von matt über seidenglänzend bis hochglänzend.
Ihre Beständigkeit gegenüber mechanischem Abrieb und Reinigungsmitteln macht sie auch in öffentlichen Einrichtungen beliebt.
Vorteile:
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Sehr scheuer- und abriebfest
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Abwaschbar, ideal für stark frequentierte Bereiche
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Langlebig, auch bei hoher Beanspruchung
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In verschiedenen Glanzgraden erhältlich
Nachteile:
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Geringe Dampfdurchlässigkeit / nicht für Altbauten
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Schwer überstreichbar
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Teilweise emissionsstark / auf VOC-Werte achten
Empfohlene Werkzeuge:
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Kurzflorrollen für glatte Oberflächen
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Synthetikpinsel für präzise Kanten
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Sprühgeräte für besonders gleichmäßige Optik
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Atemschutzmaske bei lösemittelhaltigen Varianten
6. Isolier- / Absperrfarbe - Speziallösung gegen Flecken
Isolierfarben sind Spezialbeschichtungen, die das Durchschlagen von Flecken wie Nikotin, Wasser, Ruß oder Holzverfärbungen zuverlässig verhindern. Es gibt sie wasserbasiert oder auf Lösungsmittelbasis.
Häufig kommen sie bei Renovierungen von Raucherwohnungen oder Altbauten mit Wasserschäden zum Einsatz. Sie sind nicht zur flächigen Gestaltung gedacht, sondern als funktionale Grundierung vor dem Neuanstrich.
Vorteile:
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Verhindert dauerhaft das Durchschlagen von Flecken
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Hohe Deckkraft und gute Haftung
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Wasser- oder lösungsmittelbasiert erhältlich
Nachteile:
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Teilweise gesundheitsschädlich / Schutz nötig
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Geringe Atmungsaktivität
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Lösungsmittelhaltige Varianten mit starker Geruchsentwicklung
Empfohlene Werkzeuge:
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Abdeckvlies für Boden und Möbel
7. Antiallergikerfarbe - Für gesundes Raumklima
Diese Spezialfarben richten sich an Menschen mit Allergien oder gesundheitlichen Sensibilitäten. Sie verzichten auf Konservierungsmittel, Weichmacher, Lösemittel und andere flüchtige organische Verbindungen (VOC).
Meist basieren sie auf gereinigten Dispersionsbindemitteln oder natürlichen Pigmenten. Oft tragen sie Umwelt- und Gesundheitszertifikate wie den Blauen Engel, das natureplus-Label oder TÜV-Prüfsiegel.
Sie eignen sich für Kinderzimmer, Schlafzimmer, Kliniken und andere sensible Bereiche.
Vorteile:
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Sehr emissionsarm und allergikerfreundlich
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Geruchsneutral
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Umweltbewusst hergestellt
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Meist leicht zu verarbeiten
Nachteile:
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Weniger widerstandsfähig bei mechanischer Belastung
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Höherer Preis
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Kürzere Lagerzeit durch Verzicht auf Konservierung
Empfohlene Werkzeuge:
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Feinflorrolle aus schadstofffreiem Material
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Abdeckmaterial ohne Weichmacher
Fazit: Die richtige Farbe + das richtige Werkzeug = perfektes Ergebnis
Jede Farbe hat ihre spezifischen Stärken, doch erst mit dem passenden Werkzeug wird daraus ein professionelles Ergebnis. Goldband sorgt für saubere Kanten, hochwertige Rollen für streifenfreie Flächen und die richtigen Pinsel bringen Farbe selbst an die schwierigsten Stellen.
Egal ob Allergikerfarbe im Kinderzimmer oder Latexfarbe im Treppenhaus, mit dem richtigen Equipment bist du bestens gerüstet.
FAQ - Häufige Fragen
Ja, reine Silikatfarbe enthält keine Konservierungsmittel, Lösungsmittel oder Weichmacher und ist daher sehr verträglich, insbesondere für Allergiker. Dispersionssilikatfarben hingegen enthalten oft geringe Zusätze, die die Verarbeitung erleichtern, aber die Reinheit reduzieren
- Dispersionsfarbe ist universell einsetzbar und leicht zu verarbeiten.
- Silikatfarbe ist mineralisch, atmungsaktiv, schimmelresistent, ideal für mineralische Untergründe.
- Kalkfarbe ist natürlich, ökologisch, stark alkalisierend und feuchtigkeitsregulierend.
Kalkfarbe besteht aus rein natürlichen Inhaltsstoffen (z. B. Sumpfkalk) und ist ökologisch, feuchtigkeitsregulierend und schimmelhemmend. Sie eignet sich perfekt für ein gesundes Raumklima. Die Abriebfestigkeit ist allerdings niedrig, und sie kreidet leicht.
Kalkfarben und Silikatfarben sind besonders schadstoffarm und schimmelhemmend, daher ideal für Allergiker und ein gesundes Raumklima.
Silikatfarbe ist aufgrund ihrer Atmungsaktivität und Schimmelresistenz optimal. Dispersionsfarbe mit Feuchtraumzertifikat kann ebenfalls gewählt werden, mit Lüften als Zusatzmaßnahme.