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Fassadenanstrich: Die richtigen Farbenarten, Werkzeuge und Materialien im Überblick

Ein neuer Fassadenanstrich schenkt einem Haus nicht nur neuen Glanz, sondern schützt es auch langfristig vor Witterungseinflüssen. Maßgeblich für ein langlebiges und ansprechendes Ergebnis sind die Auswahl der richtigen Farbe, eine sorgfältige Vorbereitung sowie hochwertige Werkzeuge und Materialien.

Welche Fassadenfarben gibt es – und wann verwendet man welche?

Fassadenfarben unterscheiden sich durch ihr Bindemittel, die Atmungsfähigkeit, Wetterbeständigkeit sowie Untergrundtauglichkeit.

Dispersionsfarben

Dispersionsfarben, auch als Reinacrylatfarben bekannt, zählen zu den am häufigsten verwendeten Fassadenanstrichen. Sie bestehen aus Kunstharzbindemitteln und eignen sich für viele Untergründe wie mineralische Putze, Beton oder bereits gestrichene Fassadenflächen. 

Ihre Deckkraft ist in der Regel hoch, und die Verarbeitung gelingt auch auf größeren Flächen unkompliziert. Allerdings ist ihre Diffusionsfähigkeit begrenzt, was bei feuchten Witterungsbedingungen oder in schlecht belüfteten Bereichen zu Feuchtigkeitsproblemen im Mauerwerk führen kann.

Silikonharzfarben

Silikonharzfarben verbinden die Vorteile organischer Bindemittel mit den positiven Eigenschaften mineralischer Beschichtungen. Sie sind wasserabweisend, bleiben jedoch diffusionsoffen, sodass Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk entweichen kann. 

Durch ihre schmutzabweisende Oberfläche, oft in Kombination mit dem Lotus-Effekt, setzen sich Staub und Algen nur schwer fest. Diese Eigenschaften machen sie besonders widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse und biologischen Befall. 

Aufgrund ihrer spezifischen Verarbeitungseigenschaften und ihres höheren Preises werden sie bevorzugt von Fachbetrieben eingesetzt oder von erfahrenen Heimwerkern verarbeitet.

Silikatfarben

Silikatfarben basieren auf Kaliwasserglas und gehen beim Auftragen eine chemische Verbindung mit dem Untergrund ein, die sogenannte Verkieselung. Dieses Verfahren sorgt für eine sehr langlebige und feste Haftung der Farbschicht. 

Silikatfarben sind hoch atmungsaktiv, ermöglichen also den ungehinderten Austausch von Wasserdampf, und wirken durch ihre alkalische Zusammensetzung von Natur aus hemmend auf Algen- und Schimmelwachstum. Sie sind jedoch nur für mineralische Untergründe geeignet und erfordern in vielen Fällen eine spezielle Grundierung, um die optimale Verbindung sicherzustellen.

Kalkfarben

Kalkfarben gelten als eine der ältesten Fassadenbeschichtungen und werden vor allem im Bereich der Denkmalpflege und bei der Sanierung historischer Bauten eingesetzt. Sie bestehen aus gelöschtem Kalk, sind sehr atmungsaktiv und wirken aufgrund ihres hohen pH-Werts ebenfalls schimmelhemmend

Ihre Verarbeitung ist handwerklich vergleichsweise anspruchsvoll, und ihre Wetterbeständigkeit liegt unter der moderneren Fassadenfarben. Aus diesem Grund werden sie meist in geschützten Lagen oder in Kombination mit weiteren Schutzmaßnahmen verwendet.

Werkzeuge & Materialien für den Fassadenanstrich

Ein hochwertiger Fassadenanstrich lebt nicht allein von der gewählten Farbe, sondern in ebenso großem Maß von der Qualität der eingesetzten Werkzeuge und Materialien

Pinsel, Rollen, Abdeckmaterialien und Hilfsmittel für die Vorbereitung beeinflussen maßgeblich, wie sauber, gleichmäßig und langlebig das Ergebnis am Ende ausfällt. 

Die richtige Ausstattung erleichtert nicht nur die Arbeit, sondern verhindert auch unnötige Nachbesserungen und verlängert die Lebensdauer des Anstrichs.

Vorbereitung & Reinigung des Untergrunds

Die Basis für einen erfolgreichen Fassadenanstrich ist ein Untergrund, der tragfähig, sauber und frei von losen Bestandteilen ist. Daher beginnt jeder Anstrich mit einer gründlichen Reinigung und gegebenenfalls einer Ausbesserung beschädigter Stellen.

Reinigungswerkzeuge:

- Hochdruckreiniger (ab 120 bar): Für grobe Verschmutzungen, Algen, Altanstriche
- Fassadenbürste oder Schrubber: Manuelle Reinigung bei sensiblen Oberflächen
- Schaber & Spachtel: Zum Entfernen loser Farbschichten
- Algen- & Moosentferner: Bei mikrobieller Belastung

Ausbesserungswerkzeuge:

- Fassadenspachtel / Reparaturmörtel oder Acryl Glatt oder Strukturiert
- Glättkelle & Spachtel: Für Riss- und Schadstellen
- Malerbürste / Für feinen Staub, Putzreste

Grundierung auftragen

Die Grundierung bereitet den Untergrund optimal auf den späteren Anstrich vor, indem sie die Saugfähigkeit reguliert und die Haftung der Farbe verbessert. Je nach Beschaffenheit der Fassade kann ein Putz- oder Tiefgrund erforderlich sein, der mit passenden Werkzeugen gleichmäßig aufgetragen wird.

Grundierungswerkzeuge:

- Flächenstreicher oder Quast: Für saugende Untergründe
- Langflorrolle: Für gleichmäßigen Auftrag
- Airlessgerät (optional): Bei großen Flächen
- Rührquirl & Bohrmaschine: Für gleichmäßiges Mischen

Farbauftrag - der eigentliche Anstrich

Beim Auftragen der Fassadenfarbe entscheidet sich, wie gleichmäßig und deckend das Endergebnis wird. Die Wahl der richtigen Rollen, Pinsel oder Spritzgeräte hängt dabei vom Untergrund, der gewählten Farbe und der Flächengröße ab.

Anstrichwerkzeuge:

- Fassadenrollen (Langflor, z. B. 18 mm): Für strukturierte Putzflächen
- Kurzflorrollen: Für glatte Untergründe
- Fassadenpinsel / Flachpinsel: Für Ecken und Detailbereiche
- Teleskopstange: Für Arbeiten in Höhe
- Kantenschneider & Heizkörperpinsel: Für präzise Kanten
- Airless-Spritzgerät (optional): Für gleichmäßige Großflächen, ideal bei Silikonharzfarben

Abdecken & Schutz – Sauberkeit ist das A und O

Um Fenster, Türen, Sockelleisten und Bodenflächen vor Farbspritzern zu schützen, ist sorgfältiges Abkleben und Abdecken unerlässlich. Hochwertige Abdeckmaterialien sorgen für saubere Kanten und vermeiden zeitaufwendige Nacharbeiten.

Abdeckmaterialien:

- Goldband (hochwertiges Abdeckband, UV-beständig): Für exakte Kanten und saubere Abziehbarkeit – besonders wichtig bei Außenanstrichen
- Abdeckfolie (0,05–0,1 mm): Zum Schutz von Fenstern, Türen, Sockelleisten
- Abdeckvlies / Malervlies: Für den Boden – saugt Farbe auf, rutschfest
- Planen & Gerüstnetze: Bei Arbeiten mit Wind- oder Regenschutz
- Abrollgerät für Band & Folie: Spart Zeit und sorgt für saubere Kanten

Persönliche Schutzausrüstung (PSA)

Die Arbeit an der Fassade erfordert nicht nur handwerkliches Geschick, sondern auch einen sicheren Umgang mit Werkzeugen und Materialien. Handschuhe, Schutzbrille, Atemschutz und ein stabiles Gerüst tragen maßgeblich zur Sicherheit bei.

Persönliche Schutzausrüstung:

- Arbeitshandschuhe (Nitril oder Latex)
- Schutzbrille
- Atemschutzmaske (mind. FFP2 bei Spritzarbeiten)
- Maleroverall oder Arbeitskleidung
- Gerüst mit Fangnetz / Geländer

Zusätzliche Tipps für den perfekten Anstrich

Wann sollte man eine Fassade streichen?

Für ein optimales Ergebnis spielt neben der richtigen Farbauswahl und den passenden Werkzeugen auch der Zeitpunkt des Anstrichs eine entscheidende Rolle. Ideale Bedingungen herrschen bei Temperaturen zwischen 10 und 25 Grad Celsius, trockener Witterung und möglichst bedecktem Himmel.

Direkte Sonneneinstrahlung, starker Wind, Regen oder Frost sollten unbedingt vermieden werden, da sie die Trocknungszeit und die Haftung der Farbe negativ beeinflussen können.

Testfläche anlegen: Farbe und Untergrund prüfen

Vor dem großflächigen Auftrag empfiehlt es sich, an einer unauffälligen Stelle eine Testfläche anzulegen. Auf diese Weise lassen sich sowohl der Farbton als auch das Verhalten der Farbe auf dem vorhandenen Untergrund prüfen

Besonders bei Silikatfarben ist dieser Schritt wichtig, da sie sich chemisch mit der Oberfläche verbinden und sich Korrekturen nach dem Trocknen nur schwer vornehmen lassen.

Zweifacher Anstrich für langlebige Fassadenfarbe

Für eine gleichmäßige Deckung und eine lange Haltbarkeit ist in den meisten Fällen ein zweifacher Anstrich sinnvoll. Dabei wird zunächst ein Voranstrich aufgebracht, der je nach Material leicht verdünnt sein kann, gefolgt von einem unverdünnten Schlussanstrich

Wer in Abschnitten von oben nach unten arbeitet und zügig nass in nass streicht, vermeidet sichtbare Ansätze und Farbunterschiede. Eine sorgfältige Planung der Arbeitsabschnitte und ausreichende Trocknungszeiten zwischen den Schichten tragen zusätzlich zu einem professionellen und dauerhaften Ergebnis bei.

Fazit: Die richtige Farbe und das passende Werkzeug machen den Unterschied

Die Wahl der richtigen Fassadenfarbe ist entscheidend. Silikonharzfarben eignen sich für moderne und stark beanspruchte Fassaden; Silikatfarben sind bestens für mineralische, historische Fassaden geeignet.

Dispersionsfarben bieten vielseitige Anwendungsmöglichkeiten, Kalkfarben sind weiterhin sinnvoll im denkmalgerechten Kontext.

Doch allein die Farbe genügt nicht. Eine fundierte Vorbereitung, hochwertige Werkzeuge, professionelle Abdeckung sowie angemessener Wetterschutz und Arbeitsschutz entscheiden über die Langlebigkeit und Ästhetik des Ergebnisses.

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